Natur + Umwelt

Welche Maßnahmen zum Umwelt- und Naturschutz sehen Sie für Würzburg und Umgebung vor?

Diese Frage ist in der geforderten Kürze kaum beantwortbar. Neben bereits oben Erwähnten müssen wir uns auch massiv um das Überleben des Feldhamsters bemühen. Auch wenn er vielen ein Dorn im Auge zu sein scheint, ist es eine Tierart, die auf der Liste der bedrohten Arten ist. Durch geplante oder lässliche Verbrämungssituationen wird der Lebensraum mit jedem neuen Projekt reduziert. Der Ersatz der abgestorbenen Bäume im Stadtgebiet und die Aufforstungsmaßnahmen im Süden müssen schnell in die Tat umgesetzt werden.
Wir haben so viele Maßnahmen und Kooperationen vorgesehen und in der jetzigen Stadtratsperiode schon beantragt, dass ich hier auf unser im Internet abrufbares Programm verweise: ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Sie können sich darauf verlassen, dass ich als Frontfrau mehrerer Bürgerinitiativen (Alandsgrund, Würzburg-Tunnel, Faulhaberplatz) und jetzt als Mitglied des Verkehrswende-Bündnisses hier vieles auf den Weg bringen werde.
  • Klimaschutz und Klimaanpassung sind zentrale Herausforderungen, die wir weiter angehen müssen; meine Vorstellungen dazu habe ich oben bereits aufgezeigt. Dies umfasst auch die wichtigen Maßnahmen zu einer stärkeren Begrünung der Stadt.
  • Verbesserung der Luftqualität: Luftbelastungen entstehen heute vor allem durch den motorisierten Individualverkehr. Deshalb ist es wichtig die Emissionen aus dem Verkehr zu reduzieren. Unser Aktionsprogramm Sauber Mobil fasst dazu die wichtigsten Maßnahmen zusammen. Auch durch unsere Maßnahmen hat sich die Luftqualität in den letzten Jahren massiv verbessert. Die Belastung mit Stickstoffdioxid ging z.B. am Stadtring Süd seit 2016 von 42 µg/m³ auf 30 µg/m³ zurück und liegt nun deutlich unter dem Grenzwert. Auf der Theaterstraße lag die Belastung 2019 u.a. durch die Nachrüstung unserer Busse erstmal unter dem Grenzwert. Können wir das Tempo der Umsetzung weiter beibehalten, so dürfte die Belastung auch an unserem letzten verbliebenen Belastungspunkt, dem Stadtring Nord, unter den Grenzwert fallen. Hier gilt es also nicht nachzulassen.
  • Der (Verkehrs-)Lärm stellt für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine ernstzunehmende Belastung dar. Hier gilt es die Maßnahmen unseres Lärmaktionsplans weiterhin konsequent umzusetzen.
  • Die Bewahrung der biologischen Vielfalt – Stichwort Insektensterben – muss weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit sein. Dies umfasst die Pflege unserer eigenen Grünflächen und Liegenschaften, die Unterstützung von Privatpersonen durch ein Förderprogramm, die stärkeren Begrünung von Gebäuden, die Berücksichtigung der biologischen Vielfalt bei Verpachtungen, die Ausweitung von Patenschaften, die Anpassung der Beleuchtung, die Berücksichtigung im Rahmen der Stadtplanung, die Ausweitung der Schutzgebiete, eine Intensivierung der Landschaftspflege gemeinsam mit den Landwirten und vieles mehr. Wichtige Aspekte haben wir im Programm „stadtlichgrün“ zusammengefasst.
  • Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Abfallvermeidung und das Recycling. Dies betrifft z.B. den verstärkten Einsatz von Recyclingbaustoffen – wie z.B. in der neuen Umweltstation -, das Projekt plastikfreieres Rathaus und die Verwendung von Mehrweggeschirr.
Vielfach ist hier bereits Nichtstun hilfreich: Flächenversiegelung und Naturbeeinträchtigungen unterlassen -die Biodiversität ist auch im Raum Würzburg in erheblicher Gefahr. Wir brauchen Raum für Grün inder Stadt, und die Grünzüge müssen vernetzt werden. Städtische Grünflächen müssen frei von Chemie bleiben. Bäche sind zu Renaturieren. der Stadtwald ist naturnah zu bewirtschaften. Außerdem will ich ehrenamtliches Engagement und vorbildliches Verhalten durch einen Umweltpreis fördern.

Wo sehen Sie Potential, aktuelle Flächenversiegelung rückgängig zu machen?

Wir können an vielen Stellen massive Betonböden und ähnliches mit offeneren Belägen austauschen, gerade wenn Renovierungen und Reparaturen anstehen. Wichtig ist vor allen, dass wir mehr Bauprojekte auf bereits versiegelten Flächen durchführen, zum Beispiel indem wir den Mut haben, Parkhäuser über Straßen und nicht auf Grünflächen zu bauen. Hiermit kann einem weiteren Flächenfraß entgegengetreten werden.
In der Dürrbachau sehe ich solche Flächen, ebenso in der Faulenbergkaserne. Den Flächenfraß einzudämmen, fordert die ÖDP seit langem. Leider sind in den letzten Jahren in Würzburg weitere unnötige Steinwüsten entstanden, die aufzubrechen wir untersuchen müssen. Wichtig ist die Vermeidung von Versiegelung, etwa durch Mehrgeschossbau oder Aufstockung auf Flachbauten.
Kleinflächig gibt es hierzu immer wieder Möglichkeiten, die es dann zu nutzen gilt – z.B. die Umbaumaßnahmen am Rande des Parkplatzes vor dem Heizkraftwerk, den Rückbau des Hohlkörpers an der Johann-Sperl-Straße oder Entsiegelungen auf privaten Flächen, die wir zum Teil auch über unser Förderprogramm unterstützen. Großflächig bilden Stadtentwicklungsmaßnahmen dazu eine gute Möglichkeit. So konnten wir im Rahmen der Konversion Hubland durch die neugeordnete Erschließung rund 1/3 der ursprünglichen Straßenflächen entsiegeln. Ein prägnantes Beispiel ist auch der Kardinal-Faulhaber-Platz. Hier erarbeiten wir in Zusammenarbeit mit den Bürgern die künftige „grüne“ Fläche.
Gerade weil es so schwer ist, Flächenversiegelung rückgängig zu machen, ist der sparsame Umgang mit dem endlichen Gut Boden so wichtig. In der Innenstadt hat die Stadtverwaltung bereits Flächen identifiziert, wo Bäume auf bisherigen Verkehrs-und Abstellflächen für Autos gepflanzt werden können -dies muss energisch umgesetzt werden, z.B. in Plattnerstraße und Bruderhof sowie in der Neubaustraße.

Welche Maßnahmen planen Sie zur Förderung von Begrünung von Freiflächen und Dächern für ein besseres Stadtklima und Artenvielfalt?

Als Stadt kann man Steingärten untersagen, grüne Vorgärten fördern und Straßenbegleitgrün insektenfreundlicher begrünen lassen. Durch die Aufstellung von zahlreichen Insektenhotels und gerade durch ein Programm „Stadtbienen Würzburg“ kann man die Bevölkerung auf das Problem weiter aufmerksam machen. Dachflächen und Fassaden von Neubauprojekten müssen möglichst begrünt werden, damit hier Artenschutz und Umweltschutz Hand in Hand gehen können.
Die ÖDP ist Initiatorin des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zur Artenvielfalt. In Würzburg wollen wir:
  • mehr Blumenwiesen auf städtischem Grün sowie
  • Mittel für Fördermaßnahmen von Blühwiesen auf privaten Flächen
  • Angebote für Anwohner, um Blumen um Stadtbäumen herum zu pflanzen
  • Freiflächen für Gemeinschaftsgärten
  • auf Flachdächern Dachbegrünung, wenn keine Solaranlagen installiert sind.
Wir entwickeln derzeit einen Masterplan Freiraum, der aufzeigen soll, wo wir im Bestand weitere Begrünungen schaffen können. Neugestaltungen von Plätzen (wie zum Beispiel am Kardinal-Faulhaber-Platz sind hier wichtige Ansatzpunkte). Beim Theater habe ich mich z.B. gerade für die große Variante der Fassadenbegrünung ausgesprochen. Die Stadt nimmt hierbei durchaus eine Vorbildfunktion ein. Bei Neuplanungen können wir in vielen Fällen eine Pflicht zur Begrünung von Dächern bereits über den Bebauungsplan vorgeben. Für Flächen im Bestand versuchen wir u.a. über unser Förderprogramm Anreize für eine Begrünung zu schaffen. Im Management der städtischen Flächen setzten wir immer stärker auf Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt. In unserem Stadtwald steht der Waldnaturschutz an erster Stelle.
Ich setze mich für entsprechende Auflagen an Bauherren, aber auch für städtische Förderprogramme für Fassadenbegrünungen und Entsiegelungen ein.