Klimaschutz
Sollte Würzburg den "Klimanotstand" ausrufen?
Im Frühsommer 2019 habe ich einen interfraktionellen Antrag auf den Weg
gebracht, der genau diese Frage zum Thema hat. Meiner Meinung nach hätte
Würzburg den Klimanotstand ausrufen sollen. Der aktuelle Beschluss ist eine
halbherzige Kompromisslösung. Die Grünen haben eher auf eine breite
Zustimmung gebaut, denn auf einen schärferen Beschluss mit einer
(vorhandenen) knappen Mehrheit. Die aktuelle Situation wirkt eher wie ein
Trostpflaster als ein wirkungsvolles Instrument.
Ist schon ausgerufen. Aber wichtiger, als etwas auszurufen, ist es, das Klima
zu schützen. Baumaßnahmen etwa werden in Würzburg weiterhin ohne Rücksicht auf
Frischluftschneisen und Luftverschmutzung geplant. So hat nur die ÖDP den Bau
der Mehrzweckhalle am vorgesehenen Standort abgelehnt wegen des Fachgutachtens
zu Luftströmen (und wegen MIV), während die Grünen trotz Warnung zugestimmt
haben. Klimaschutz ist für mich als ÖDP-Oberbürgermeisterin
Querschnittsaufgabe, er muss in allen Entscheidungen mitberücksichtigt werden.
Definitiv nicht. Ich halte dies für Alarmismus und das Engagement gefährdend,
denn so wird eine Vergeblichkeitsfalle aller Bemühungen geschaffen. Richtig
sind positive Signale. Daher haben wir im Stadtrat ein Klimaversprechen
abgegeben, mit konkreten Zielen bis wann die Stadt und Verwaltung klimaneutral
i.S. von CO2 sein werden. Meine Aufgabe und die des Stadtrates ist es, die
gesamte Gesellschaft mitzunehmen und auch denjenigen, bei denen die
Betroffenheit und die Konsequenz für das eigene Verhalten noch nicht genug
ausgeprägt ist, zu erreichen und zum eigenen Verhaltensänderungen zu animieren.
Der Stadt kommt dabei Vorbildfunktion zu, sie verursacht mit ihren Gebäuden
aber nur 2 % des CO2 Ausstoßes im gesamten Stadtgebiet. Insgesamt ist Würzburg
auf einem guten Weg. Würzburg hat das Klimaziel der Bundesregierung einer
Reduzierung gegenüber 1990 um 40 % erreicht, im Gegensatz zu vielen anderen
Städten und zum Bund.
Ja.
Bis wann sollte Würzburg CO2-neutral/Klimaneutral sein und wie soll dies erreicht werden?
Das Ziel, eine ganze Stadt CO2-neutral zu machen, ist, wenn man es ernst
nimmt,ein Langzeitprojekt. Jedoch können Etappenziele deutlich schneller
erreicht werden. So kann man die Verwaltung bis 2030 nicht nur durch
Klimakompensationen klimaneutral rechnen, sondern den echten, messbaren Abdruck
deutlich reduzieren. Schon kleine Umstrukturierungen können sich positiv
niederschlagen. So könnten Drucksachen der Stadt deutlich mehr digital
verbreitet werden. (z.B. Stadtratspapiere) Auch tonerschonendere Schriftarten
können Einsparungen bis zu 50% bieten.
CO2-Neutralität ist nur ein Faktor des Klimaschutzes, soll aber spätestens 2035
erreicht sein, möglichst früher. Bausteine sind:
- Umsetzung des Green-City-Plans
- Stärkung und Erweiterung ÖPNV
- Umrüstung der Busflotte
- Ggf. Fahrverbote an exponierten Stellen, wenn keine Besserung der Luftschadstoffsituation
- Tempo 30 innerhalb des Ringparks
Im Klimaversprechen des Stadtrates wurde das Ziel der CO2-Klimaneutralität bis
2045 in der Gesamtstadt und bis 2030 für die Stadtverwaltung beschlossen. Im
Laufe diesen Jahres wird eine Strategie mit der Stadtverwaltung erarbeitet, die
auch die geleistete Arbeit Green-City-Plan/Sauber-Mobil einbezieht.
Aber ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Stadt schon seit langer
Zeit bei ihren Entscheidungen die Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt und
Maßnahmen ganz praktisch im Einzelfall umsetzt, sei es durch die Erweiterung
des Carsharing-Angebots oder durch die Ausstattung der Busflotte mit
SCRT-Filtern. Nicht jede Maßnahme erfordert ein umfassendes Konzept.
Der Stadtrat hat sich auf grüne Initiative hin das Ziel gesetzt, dass Würzburg
bis 2045 eine klimaneutrale Kommune wird. Ich möchte dieses Ziel schon früher
erreichen. Dies will ich u.a. dadurch erreichen, indem mehr kommunale und
private Dächer mit photovoltaischen und solarthermischen Anlagen ausgestattet
werden. Im Würzburger Heizkraftwerk sollen statt fossilem Erdgas grüne
Energieträger wie in einer Power-to-Gas-Anlage erzeugter synthetischer
Wasserstoff oder städtisch erzeugtes Biogas zum Einsatz kommen. Der Anteil des
motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr muss reduziert werden und
außerdem will ich mehr Gebäude energetisch sanieren lassen.
Wie sollen die Beschäftigten in der Verwaltung der Stadt Würzburg mehr für die Themen Klima- und Umweltschutz sensibilisiert werden?
Unsere MitarbeiterInnen leisten eine hervorragende Arbeit, oft sogar massiv
unterbesetzt. Deshalb muss ihnen beim Projekt Klimaschutz mit konkreten
Lösungen geholfen werden. Gerade der Erfahrungsaustausch mit anderen
Verwaltungen kann den Weg zur Klimaneutralität deutlich ebnen. Das Rad muss ja
nicht in jeder Stadt neu erfunden werden. Auch kleine, im Verwaltungssystem
eingespielte Praxistipps sind nicht nur papierlose, sondern auch kurzweilige
Infoquellen für mehr Umweltschutz.
Wir fangen nicht bei Null an, das ist positiv. Als nächstes ist dran:
- Der eingestellte Koordinator muss jetzt seine Arbeit aufnehmen.
- Die Motivationsarbeit ist Chefsache des OB.
- Vorgaben soll der Stadtrat durch Beschluss herbeiführen.
Die 2900 Beschäftigten mitzunehmen, ist der entscheidende Erfolgsfaktor. Auch
hier muss das Ziel sein, eine innere Überzeugung zu erreichen. Dies wird über
die Beteiligung am Strategieerarbeitungsprozess und durch Sensibilisierung mit
Informationen angestrebt. Des Weiteren hat der Stadtrat beschlossen, dass bei
jeder Beschlussvorlagen die Auswirkungen auf das Klima anzugeben sind. Das
bedeutet, dass es künftig keine Entscheidung mehr geben wird, ohne dass sich
die Beschäftigten der Stadt und der Stadtrat mit den Auswirkungen auf das Klima
auseinander gesetzt haben.
Im Übrigen unterstütze ich die Ideen zum Klimaschutz, die von den Beschäftigten
selbst ausgehen, z.B. das Projekt eines plastikfreien Rathauses. Die Motivation
und Kreativität der Beschäftigen ist nicht zu unterschätzen.
Ich will alle Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung und anderer
öffentlicher Einrichtungen regelmäßig schulen und gleichzeitig über den
Erfolg der erzielten Einsparungen informieren.