Klimaschutz

Sollte Würzburg den "Klimanotstand" ausrufen?

Definitiv nicht. Ich halte dies für Alarmismus und das Engagement gefährdend, denn so wird eine Vergeblichkeitsfalle aller Bemühungen geschaffen. Richtig sind positive Signale. Daher haben wir im Stadtrat ein Klimaversprechen abgegeben, mit konkreten Zielen bis wann die Stadt und Verwaltung klimaneutral i.S. von CO2 sein werden. Meine Aufgabe und die des Stadtrates ist es, die gesamte Gesellschaft mitzunehmen und auch denjenigen, bei denen die Betroffenheit und die Konsequenz für das eigene Verhalten noch nicht genug ausgeprägt ist, zu erreichen und zum eigenen Verhaltensänderungen zu animieren. Der Stadt kommt dabei Vorbildfunktion zu, sie verursacht mit ihren Gebäuden aber nur 2 % des CO2 Ausstoßes im gesamten Stadtgebiet. Insgesamt ist Würzburg auf einem guten Weg. Würzburg hat das Klimaziel der Bundesregierung einer Reduzierung gegenüber 1990 um 40 % erreicht, im Gegensatz zu vielen anderen Städten und zum Bund.

Bis wann sollte Würzburg CO2-neutral/Klimaneutral sein und wie soll dies erreicht werden?

Im Klimaversprechen des Stadtrates wurde das Ziel der CO2-Klimaneutralität bis 2045 in der Gesamtstadt und bis 2030 für die Stadtverwaltung beschlossen. Im Laufe diesen Jahres wird eine Strategie mit der Stadtverwaltung erarbeitet, die auch die geleistete Arbeit Green-City-Plan/Sauber-Mobil einbezieht. Aber ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass die Stadt schon seit langer Zeit bei ihren Entscheidungen die Auswirkungen auf das Klima berücksichtigt und Maßnahmen ganz praktisch im Einzelfall umsetzt, sei es durch die Erweiterung des Carsharing-Angebots oder durch die Ausstattung der Busflotte mit SCRT-Filtern. Nicht jede Maßnahme erfordert ein umfassendes Konzept.

Wie sollen die Beschäftigten in der Verwaltung der Stadt Würzburg mehr für die Themen Klima- und Umweltschutz sensibilisiert werden?

Die 2900 Beschäftigten mitzunehmen, ist der entscheidende Erfolgsfaktor. Auch hier muss das Ziel sein, eine innere Überzeugung zu erreichen. Dies wird über die Beteiligung am Strategieerarbeitungsprozess und durch Sensibilisierung mit Informationen angestrebt. Des Weiteren hat der Stadtrat beschlossen, dass bei jeder Beschlussvorlagen die Auswirkungen auf das Klima anzugeben sind. Das bedeutet, dass es künftig keine Entscheidung mehr geben wird, ohne dass sich die Beschäftigten der Stadt und der Stadtrat mit den Auswirkungen auf das Klima auseinander gesetzt haben. Im Übrigen unterstütze ich die Ideen zum Klimaschutz, die von den Beschäftigten selbst ausgehen, z.B. das Projekt eines plastikfreien Rathauses. Die Motivation und Kreativität der Beschäftigen ist nicht zu unterschätzen.

Klimaanpassung

Gibt es von Ihrer Seite Bestrebungen zum Erhalt und Ausweitung der Frischluftschneisen? Wenn ja, welche?

Ja, dies betrifft sowohl die großräumigen Durchlüftungsachsen, wie auch die nächtlichen Hangabwinde, die gerade in heißen, sonst windstillen Sommernächten für Abkühlung sorgen. Wichtig ist es hier, die relevanten „Fließwege“ zu kennen. Dafür haben wir vor einigen Jahren den Klimaplanatlas erstellen lassen, der diese aufzeigt. Die Aussagen werden aktuell gemeinsam mit einem externen Gutachter konkretisiert. Mit diesen Informationen können wir Stadtplanungen und auch die Ausarbeitung des Flächennutzungsplans, der die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte steuert, auch auf die Optimierung der Durchlüftung ausrichten.

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Versorgung mit Trinkwasser für Bevölkerung, Gewerbe und Landwirdschaft auch in Zukunft gewährleisten zu können?

Zunächst ist festzuhalten, dass die Trinkwasserversorgung von Würzburg in den letzten Jahrzehnten sehr zukunftsfähig aufgestellt wurde. Mit unserem Wasserwerk in der Mergentheimer Straße haben wir zum Beispiel die Möglichkeit ergänzend auch Uferfiltrat des Mains zur Trinkwassergewinnung zu nutzen, so dass wir eine umfassende Versorgungssicherheit gewährleisten können. Wir müssen aber auch konstatieren: Wir leben in einer sehr trockenen Region und die Möglichkeiten, den Nachschub an Wasser zu erhöhen, sind begrenzt. Deshalb müssen wir auch den Umgang mit Wasser abseits des Trinkens überdenken. Einige Ansatzpunkte dafür sind:

  • Fallendes Regenwasser müssen wir, wo möglich, auch in der Fläche zurückhalten - zum Beispiel in unseren Grünanlagen oder lokal an Gebäuden – und nutzen, man spricht hier von der Schwammstadt.
  • Wir müssen insgesamt nach Wegen suchen, Wasser effizienter zu nutzen.

Welche weiteren Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sehen Sie vor?

Die Klimaanpassung ist im Jahr 2012 verabschiedeten Klimaschutzkonzept bereits ein wichtiges Thema. Bis Ende 2020 werden die Handlungsfelder weiter konkretisiert, wichtige Themen dabei sind:

  • Klimawandel und Gesundheit: Wir wollen in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Landkreis Würzburg im Rahmen der Gesundheitsregion Plus einen Hitzeaktionsplan ausarbeiten, der hitzebedingte Folgen gerade für empfindliche Bevölkerungsgruppen (z.B. ältere oder chronisch erkrankte Personen) mindern soll. Hier wird es u.a. um Information und Frühwarnsysteme gehen, aber auch darum, wie wir z.B. Pflegedienste oder Nachbarschaftshilfen unterstützen können.
  • Auch der Ausbau von öffentlichen Trinkwasserstellen – sei es durch das Projekt ReFill, an dem sich auch städtische Stellen beteiligen, oder durch öffentliche Brunnen – ist für mich ein wichtiges Ziel.
  • Die Optimierung der Durchlüftung und die stärkere Begrünung der Stadt sind wichtige Maßnahmen auch zur Klimaanpassung. Dabei müssen wir vermehrt auf Pflanzen setzen, die mit Trockenheit und Hitze gut zurechtkommen – hierzu beteiligt sich die Stadt Würzburg z.B. am Projekt „Stadtbaum 2021“ in dem unterschiedliche Baumarten systematisch auf ihre Eignung und Widerstandsfähigkeit untersucht werden
  • Wir müssen uns allerdings auch auf häufigere extreme Wetterereignisse – wie z.B. Starkregen oder Hochwasser – einstellen. Wir haben in der Vergangenheit dazu bereits verschiedene Schutzmaßnahmen umgesetzt und die Information der Bevölkerung ausgeweitet und diese Gefahren auch in der Bauleitplanung berücksichtigt. Dies gilt es weiter fortzusetzen. Auch die angelaufene ökologische Aufwertung unserer Gewässer kann zur Vorsorge beitragen.

Energie

Welche Maßnahmen sollen getroffen werden, damit die Dächer Würzburgs zur Energiegewinnung aus Photovoltaik genutzt werden?

Zur Ausweitung der Nutzung von Photovoltaikanlagen setzte ich auf folgende Maßnahmen:

  • Schaffung attraktiver Angebote – so bieten unter anderem unsere Stadtwerke über eine Bürgerfinanzierung an, Photovoltaikanlagen auf größeren, gewerblichen Dächern zu errichten und zu betreiben. Der Eigentümer des Daches erhält dann zusätzlich eine Pacht für die Nutzung und muss sich ansonsten um nichts kümmern. Damit konnten bereits verschiedene größere Anlagen errichtet werden. Auch für kleinere Häuser gibt es attraktive Angebote.
  • Eine umfassende Beratung und Ansprache durch die Stadt Würzburg. Hier gibt es interessante Ansatzpunkte, wie zum Beispiel die gemeinsam mit dem Landkreis und der Verbraucherzentrale angebotene kostenlose Solarberatung für daheim, die wir weiter ausbauen wollen. Auch bei der Errichtung von Solaranlagen im Einklang mit den denkmalpflegerischen Belangen möchten wir die Bürgerinnen und Bürger unterstützten.
  • Die Nutzung von Dächern der Kommune und der städtischen Beteiligungen. Hier haben wir in den letzten Jahren einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht. Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 1,5 Megawatt (peak) sind mittlerweile auf den Dächern der Stadt Würzburg und ihrer Beteiligungen installiert. Zudem haben wir noch ein paar weitere Dächer identifiziert, die entsprechend genutzt werden können und sollen. Bei vielen Dächern erlaubt es allerdings der aktuelle bauliche Zustand nicht, eine Photovoltaikanlage zu installieren. Daher ist es besonders wichtig, dass wir in Zukunft bei allen Neubauten und Sanierungen – grundsätzlich – den Bau einer Photovoltaikanlage mit vorsehen sollten.
  • Schließlich sehen wir Verpflichtungen zur Nutzung der Dachflächen (entweder selbst oder über ein Pachtmodell) im Rahmen von Kaufverträgen oder städtebaulichen Verträgen vor.
  • Die planungsrechtlichen Festsetzungsmöglichkeiten werden – auch wenn sie begrenzt sind – ergriffen.

Welche Bestrebungen gibt es, die Stadtwerke auf 100% erneuerbare Energien umzustellen?

Bereits als Stadtkämmerer habe ich vor fast zehn Jahren angestoßen, dass die Stadt ihren Strom nur grünen Strom bezieht. Mit dem Beschluss des Klimaversprechens haben wir im November 2019 auch beschlossen, dass die Beteiligungen der Stadt Würzburg schnellstmöglich klimaneutral wirtschaften sollen. Neben der Steigerung der Effizienz der Energieerzeugung – bei der wir in den letzten Jahren nochmal enorme Fortschritte erzielt haben – gilt es dabei auch den Einsatz erneuerbarer Energien zu erhöhen. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze wie die Nutzung von Abwärme und Umweltwärme als zusätzliche Quelle für die Fernwärme, die Kombination mit Wärmepumpen, der Ausbau der Photovoltaik, die Sektorenkopplung z.B. über die Umwandlung von Strom in (Wasserstoff-)Gas. Diese Puzzleteile müssen wir in den nächsten Jahren zu einer Strategie zusammenführen, die uns mittelfristig eine sichere, bezahlbare und klimaneutrale Energieversorgung erlaubt. Hier ist aber auch von der Bundesebene weiterer Rückenwind erforderlich.

Welche Maßnahmen planen Sie, um neue Bürgerenergieprojekte in der Region zu ermöglichen?

Wir fördern bereits sehr erfolgreich Bürgerenergieanlagen, so z.B. durch die Bürgersolaranlagen, die wir in der Vergangenheit mit dem Verein Sonneninitiative und aktuell mit den Stadtwerken umsetzen. Auch die Mieterstrommodelle möchte ich an dieser Stelle nennen. Aber es gilt klar, dass diese Projekte noch Ausbaupotential haben.

Verkehr

Welche Maßnahmen sind von Ihrer Seite aus geplant, um den motorisierten Individualverkehr zu verringern?

Hier ist nach meiner Überzeugung eine Gesamtbetrachtung erforderlich, d.h. das Mobilitätsverhalten von Personen hängt vom Verkehrsangebot ab. Ich möchte den Menschen ermöglichen, auf das eigene Auto zu verzichten und auf umweltverträgliche Verkehrsmittel umzusteigen. Dazu gehören neben nicht motorisierten Verkehrsträgern (z.B. Fahrräder) auch öffentliche Verkehrsmittel sowie Carsharing und Mitfahrzentralen. Konkret steht das Aktionsprogramm Sauber Mobil im Zentrum, welches wir über den Green-City Plan gemeinsam mit der Stadtgesellschaft erarbeitet haben und das weiter konsequent umgesetzt werden muss. Wichtige Aspekte daraus sind:

  • Der Ausbau der Radwegeinfrastruktur
  • Schaffung von Alternativen zum eigenen Auto z.B. über ein attraktives Carsharingangebot und die Möglichkeit für die Wohnungswirtschaft die erforderlichen Stellplätze zu reduzieren, soweit Mobilitätskonzepte umgesetzt werden.
  • Ein attraktiver ÖPNV
  • Die Ausweitung verkehrsberuhigter Bereiche

Wie kann der öffentliche Nahverkehr in Würzburg und in Verbindung mit dem Umland attraktiver gestaltet werden?

Aufgrund der engen verkehrlichen Verflechtungen zwischen der Stadt und dem Landkreis ist eine gemeinsame Koordinierung und Abstimmung unerlässlich. Um diese Abstimmung in Zukunft noch besser zu erreichen, richten wir derzeit einen gemeinsamen Mobilitätsausschuss der Stadt und des Landkreises ein. Konkret geht es z.B. um die Führung von Radwegen vom und in den Landkreis oder um die Verknüpfung von Auto und ÖPNV beim Thema P+R. Meine Initiative ist die Ausdehnung der Großwabe um alle Landkreiskommunen, die an die Stadt Würzburg grenzen. Es ist nicht einzusehen, warum die Fahrt aus z.B. Randersacker in die Stadt teurer ist, als die Fahrt von Rottenbauer, das in Kilometern weiter weg liegt. Den Landkreisbürgern geht es darüber hinaus um die Abschmelzung des sogenannten Großwabenzuschlags. Dies wird zunächst die Einzelfahrscheine betreffen. Mit dem neuen Verbund strebe ich an, dies auch auf die Zeitkarten auszudehnen. Neben Fahrpreisgestaltungen geht es aber vor allem um die Qualitäten. Busse des Kommunalunternehmens und der WSB sollten möglichst gleich aussehen. Die Fahrgastinformationen müssen wesentlich verbessert und vereinheitlicht werden. Die Fahrpläne der unterschiedlichen Unternehmen müssen intelligent aufeinander abgestimmt werden. Das ist ein Gemeinschaftsprojekt, denn der ÖPNV darf nicht an der Stadtgrenze enden. Des Weiteren ist das Projekt Verbundraumerweiterung um Schweinfurt und die nördlichen Landkreise meine persönliche Chefsache. Mit meinem Stellvertreter, dem Landrat des Landkreises Schweinfurt, arbeite ich als Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der neuen Verbundgesellschaft NVM an den neuen Strukturen, die in zwei Jahren – ein Jahr kostet eine Verkehrserhebung in 2021 – an den Start gehen. Die Stadt richtet übrigens für die Beschäftigten übrigens derzeit eine eigene Mitfahrzentrale mit einer App-Lösung ein. Hieran beteiligt sich u.a. das Landratsamt Würzburg. Wenn diese Lösung etabliert ist, werden wir diese auch anderen Behörden und Arbeitgebern anbieten.

Wie stehen Sie zu einer Ausweitung der Fußgängerzone in der Innenstadt, verkehrsberuhigter Bereiche, sowie stadtweit Tempo 30?

Wo sinnvoll möglich stehe ich auch weiterhin für eine Ausweitung der verkehrsberuhigen Bereiche. Die bisherigen Umsetzungen sind alle ein echter Gewinn für die Stadt. Die Steigerung der Attraktivität der Innenstadt ist für mich von hoher Bedeutung. Die Eröffnung der Erweiterung der Innenstadt um die Eichhorn- und Spiegelstraße haben wir 2019 gefeiert, gemeinsam mit den Einzelhändlern. Bereits jetzt ist diese Erweiterung ein voller Erfolg. Und weitere Ausweitungen sind bereits geplant. Es geht darum, das richtige Maß zu finden. Generell halte ich Tempo 30 in Wohngebieten für die richtige, stadtverträgliche Geschwindigkeit. Allerdings haben wir als Kommune auf Hauptverkehrsstraßen keine rechtlichen Möglichkeiten, dies umzusetzen. Daher gibt es immer wieder einzelfallorientierte Lösungen und ein stadtweit uneinheitliches Erscheinungsbild. Dies möchte ich gerne gebietsbezogen ändern.

Wie kann eine klimafreundliche und platzsparende Versorgung des Einzelhandels in Würzburg erfolgen?

Versorgung bedeutet vor allem Anlieferverkehr. Die Stadt fördert im Rahmen des Green City Planes den Aufbau von sogenannten City Hubs, die der gesammelten Auslieferung mit kleineren E-Lieferwägen an Geschäfte in der Innenstadt dienen kann. Dies ist ein interessantes Projekt das erhebliche Vorteile im Hinblick auf das Klima und den Platzbedarf, im Sinne von öffentlicher Verkehrsfläche, eröffnen kann. Darüber hinaus fördert die Stadt mit eigenen Förderprogrammen die Beschaffung von Lastenrädern. Im Besonderen etablieren sich auch Fahrradkuriere immer mehr in unserer Stadt. Dies ist eine erfreuliche und positive Entwicklung.

Konsum

Mit welchen Maßnahmen sollen Einwegverpackungen unattraktiver und gleichzeitig Mehrwegverpackungen mehr gefördert werden?

Hier ist aus meiner Sicht das Angebot von Alternativen entscheidend. So verzichten wir zum Beispiel innerhalb des Rathauses auf Einweggeschirr und bieten ausschließlich Mehrweggeschirr an. Darüber hinaus beteiligt sich die Stadt Würzburg am Recup-Mehrwegsystem. Die Abfallwirtschaftssatzung der Stadt sieht als vorrangiges Ziel die Abfallvermeidung vor. Auf diesem Wege probieren wir auch, über entsprechende Auflagen bei Veranstaltungen auf Abfallvermeidung hinzuwirken.

Wie soll unter Ihrer Führung der Papierverbrauch in der öffentlichen Verwaltung nachhaltiger gestaltet werden?

Das ist ein Thema, das mich sehr bewegt. Hier sehe ich die Einführung eines elektronischen Dokumentenmanagementsystems an erster Stelle. Konkret sind wir dabei, die elektronische Akte einzuführen und weniger Papierakten zu produzieren. Die Digitalisierung bringt große Vorteile bei der Umstellung von Arbeitsabläufen in elektronischer Form. So sind auch die Umstellung des Bürgerbüros und das Angebot, bestimmte Bürgerdienste über das Internet abzuwickeln, ein richtiger Schritt zur papierlosen Verwaltung. Mit dem Konzept „Smart City“ sehe ich Würzburg sehr gut aufgestellt. Auf das gesetzte Ziel einer klimaneutralen Verwaltung bis 2030 habe ich bereits hingewiesen. Dazu gehört selbstverständlich die Reduzierung des Papierverbrauchs. Eine erste Maßnahme ist der Einsatz von Recyclingpapier. Die Stadt konnte ihre Recyclingpapierquote innerhalb eines Jahres von 15,9 auf 93,7 Prozent anheben.

Wie fördert die Stadt nachhaltig und regional handelnde Lebensmittelläden, die sich in Würzburg ansiedeln wollen?

Wir haben extra eine Dienststelle, die sich um die Ansiedlung von Betrieben kümmert (Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Standort). Gemeinsam werden geeignete Grundstücke gesucht. Diese Themen habe ich übrigens zur „Chefsache“ gemacht und mir die Aufgaben direkt zugeordnet. Im Übrigen unterstützen wir im Rathaus regionale Betriebe beim Ankauf der Lebensmittel. Natürlich wird Nachhaltigkeit immer wichtiger, auch im Konsum. Die Stadt Würzburg ist offizielle „Fair-Trade Stadt“ und bietet ein breites Spektrum an „Fairen Produkten“ im ganzen Stadtgebiet. Die Bezeichnung als „Fair-Trade-Stadt“ motiviert mich, in den Anstregungen nicht nachzulassen, sondern der Auszeichnung auch in Zukunft gerecht zu werden. Schließlich möchte ich den Einkaufsführer des Arbeitskreises der Lokalen Agenda 21 erwähnen (Einkaufsführer regional.fair.bio für die Region Würzburg). Dieser Einkaufsführer beantwortet zahlreiche Fragen wie „Wo kann ich Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau kaufen?“, „Wo gibt es Gemüse von den Feldern in der Nähe?“ oder „Welche Bäcker backen eigentlich noch mit Mehl aus der Region?“.

Natur + Umwelt

Welche Maßnahmen zum Umwelt- und Naturschutz sehen Sie für Würzburg und Umgebung vor?

  • Klimaschutz und Klimaanpassung sind zentrale Herausforderungen, die wir weiter angehen müssen; meine Vorstellungen dazu habe ich oben bereits aufgezeigt. Dies umfasst auch die wichtigen Maßnahmen zu einer stärkeren Begrünung der Stadt.
  • Verbesserung der Luftqualität: Luftbelastungen entstehen heute vor allem durch den motorisierten Individualverkehr. Deshalb ist es wichtig die Emissionen aus dem Verkehr zu reduzieren. Unser Aktionsprogramm Sauber Mobil fasst dazu die wichtigsten Maßnahmen zusammen. Auch durch unsere Maßnahmen hat sich die Luftqualität in den letzten Jahren massiv verbessert. Die Belastung mit Stickstoffdioxid ging z.B. am Stadtring Süd seit 2016 von 42 µg/m³ auf 30 µg/m³ zurück und liegt nun deutlich unter dem Grenzwert. Auf der Theaterstraße lag die Belastung 2019 u.a. durch die Nachrüstung unserer Busse erstmal unter dem Grenzwert. Können wir das Tempo der Umsetzung weiter beibehalten, so dürfte die Belastung auch an unserem letzten verbliebenen Belastungspunkt, dem Stadtring Nord, unter den Grenzwert fallen. Hier gilt es also nicht nachzulassen.
  • Der (Verkehrs-)Lärm stellt für viele Bewohnerinnen und Bewohner eine ernstzunehmende Belastung dar. Hier gilt es die Maßnahmen unseres Lärmaktionsplans weiterhin konsequent umzusetzen.
  • Die Bewahrung der biologischen Vielfalt – Stichwort Insektensterben – muss weiterhin ein wichtiger Schwerpunkt unserer Arbeit sein. Dies umfasst die Pflege unserer eigenen Grünflächen und Liegenschaften, die Unterstützung von Privatpersonen durch ein Förderprogramm, die stärkeren Begrünung von Gebäuden, die Berücksichtigung der biologischen Vielfalt bei Verpachtungen, die Ausweitung von Patenschaften, die Anpassung der Beleuchtung, die Berücksichtigung im Rahmen der Stadtplanung, die Ausweitung der Schutzgebiete, eine Intensivierung der Landschaftspflege gemeinsam mit den Landwirten und vieles mehr. Wichtige Aspekte haben wir im Programm „stadtlichgrün“ zusammengefasst.
  • Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Abfallvermeidung und das Recycling. Dies betrifft z.B. den verstärkten Einsatz von Recyclingbaustoffen – wie z.B. in der neuen Umweltstation -, das Projekt plastikfreieres Rathaus und die Verwendung von Mehrweggeschirr.

Wo sehen Sie Potential, aktuelle Flächenversiegelung rückgängig zu machen?

Kleinflächig gibt es hierzu immer wieder Möglichkeiten, die es dann zu nutzen gilt – z.B. die Umbaumaßnahmen am Rande des Parkplatzes vor dem Heizkraftwerk, den Rückbau des Hohlkörpers an der Johann-Sperl-Straße oder Entsiegelungen auf privaten Flächen, die wir zum Teil auch über unser Förderprogramm unterstützen. Großflächig bilden Stadtentwicklungsmaßnahmen dazu eine gute Möglichkeit. So konnten wir im Rahmen der Konversion Hubland durch die neugeordnete Erschließung rund 1/3 der ursprünglichen Straßenflächen entsiegeln. Ein prägnantes Beispiel ist auch der Kardinal-Faulhaber-Platz. Hier erarbeiten wir in Zusammenarbeit mit den Bürgern die künftige „grüne“ Fläche.

Welche Maßnahmen planen Sie zur Förderung von Begrünung von Freiflächen und Dächern für ein besseres Stadtklima und Artenvielfalt?

Wir entwickeln derzeit einen Masterplan Freiraum, der aufzeigen soll, wo wir im Bestand weitere Begrünungen schaffen können. Neugestaltungen von Plätzen (wie zum Beispiel am Kardinal-Faulhaber-Platz sind hier wichtige Ansatzpunkte). Beim Theater habe ich mich z.B. gerade für die große Variante der Fassadenbegrünung ausgesprochen. Die Stadt nimmt hierbei durchaus eine Vorbildfunktion ein. Bei Neuplanungen können wir in vielen Fällen eine Pflicht zur Begrünung von Dächern bereits über den Bebauungsplan vorgeben. Für Flächen im Bestand versuchen wir u.a. über unser Förderprogramm Anreize für eine Begrünung zu schaffen. Im Management der städtischen Flächen setzten wir immer stärker auf Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt. In unserem Stadtwald steht der Waldnaturschutz an erster Stelle.

Soziales

Gibt es von Ihrer Seite weitere Bestrebung, dass Würzburgs bezahlbarer Wohnraum für alle über die Sozialwohnungsquote von 30% hinaus ansteigt und wenn ja, welche?

Die Quote hat der Stadtrat erst vor kurzem beschlossen. Wir setzen diese Quote konsequent um. Die Baumaßnahmen, die von dieser Quote betroffen sind, stehen zum großen Teil jedoch noch in der Planung und sind nicht abgeschlossen. Wir werden die Entwicklungen sehr genau verfolgen und die Auswirkungen betrachten. Ich schließe eine Anpassung der Quote an die Erforderlichkeiten nicht aus. Im Übrigen hat die Stadt ein Wohnraumentwicklungskonzept, das regelmäßig fortgeschrieben wird.

Durch welche Maßnahmen soll verletzbaren Menschengruppen (z.B. Migrant*innen, Sozialbedürftige, Menschen mit Behinderung, Queermenschen,...) mehr gesellschaftliche Teilhabe in Würzburg ermöglicht werden?

Durch eine engagierte weltoffene und vor allem akzeptierende Politikgestaltung. Die genannten Gruppen haben ganz unterschiedliche Belange, denen jeweils individuell Rechnung zu tragen ist.

  • In Sachen Migrationspolitik ist die Stadt, wie allgemein bekannt, vorbildlich und beispielgebend unterwegs.
  • Für Sozialbedürftige gibt es ein ganzes Maßnahmenbündel das durch die Verwaltung und weitere zivilgesellschaftliche Organisationen beständig angepaßt und fortentwickelt wird. Die Rahmenbedingungen werden natürlich im Wesentlichen durch den Bundesgesetzgeber gesetzt. Die Stadt hat hierfür ein eigenes Sozialreferat mit einer hoch engagierten Sozialreferentin, die sich für die Belange der Zielgruppe mit Herz und Hand einsetzt.
  • Die Stadt schafft gleiche Rahmenbedingungen für alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder ihrem Geschlecht. Ich persönlich bin regelmäßig Schirmherr des CSD. Jede Anfrage auf eine Trauung eines nicht-heterosexuellen Paares nehme ich an. Dies leiste ich nicht bei Hetereopaaren. Dies mache ich, weil es mir wichtig ist, hier deutliche Zeichen zu setzen.

Welchen Beitrag soll künftig die Stadt Würzburg zur Rettung und Erstversorgung geflüchteter Menschen zu Land und auf dem Meer leisten?

Die Stadt Würzburg unterstützt die Organisation Seebrücke und das Bündnis „Städte Sicherer Hafen.

Persönliches

Wie ernähren Sie sich?

Meine Lebensgefährtin ist Vegetarierin, dadurch reduziert sich der Fleischkonsum erheblich, was mich erfreut. Ich halte es grundsätzlich wie ich es von zu Hause aus kenne, zwei Mal in der Woche Fleisch, einmal freitags Fisch. Aufschnitt und Käse auch zum Frühstück gibt es regelmäßig. Unerträglich finde ich es, dass in unseren Supermärkten Gemüse wie Paprika per Kilo günstiger zu haben ist als Fleisch. Das kann und darf nicht sein.

Wie kommen Sie gewöhnlich zur Arbeit?

Gemischt mit dem Rad und wenn förmliche, dienstliche Termine oder späte Abendtermine in den Stadtteilen anstehen mit dem Auto. Vor dem Amt als Oberbürgermeister als Stadtkämmerer und Personalreferent konnte ich noch jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Schließlich ist das Radfahren die einzige Gelegenheit für mich regelmäßig Sport zu treiben.

Wie oft sind Sie in den letzten 3 Jahren geflogen?

Dienstlich bedingt einige Male, zuletzt als Schirmherr des Schistosomiasis-Projektes der DAHW und zur Organisation städtischer Projekte in unsere tansanische Partnerstadt. Darüber hinaus bin ich einmal privat in den Urlaub geflogen.

Wo und wie verbringen Sie für gewöhnlich Ihren Urlaub?

Zu Hause, in Deutschland und im näheren europäischen Ausland. Am liebsten in Ferienhäusern. Ich bevorzuge eine Mischung zwischen Kulturreise und Naherholung in der Nähe meines Aufenthaltsortes. Zuletzt Wandern in den Bergen.