Klimaschutz

Sollte Würzburg den "Klimanotstand" ausrufen?

Ist schon ausgerufen. Aber wichtiger, als etwas auszurufen, ist es, das Klima zu schützen. Baumaßnahmen etwa werden in Würzburg weiterhin ohne Rücksicht auf Frischluftschneisen und Luftverschmutzung geplant. So hat nur die ÖDP den Bau der Mehrzweckhalle am vorgesehenen Standort abgelehnt wegen des Fachgutachtens zu Luftströmen (und wegen MIV), während die Grünen trotz Warnung zugestimmt haben. Klimaschutz ist für mich als ÖDP-Oberbürgermeisterin Querschnittsaufgabe, er muss in allen Entscheidungen mitberücksichtigt werden.

Bis wann sollte Würzburg CO2-neutral/Klimaneutral sein und wie soll dies erreicht werden?

CO2-Neutralität ist nur ein Faktor des Klimaschutzes, soll aber spätestens 2035 erreicht sein, möglichst früher. Bausteine sind:

  • Umsetzung des Green-City-Plans
  • Stärkung und Erweiterung ÖPNV
  • Umrüstung der Busflotte
  • Ggf. Fahrverbote an exponierten Stellen, wenn keine Besserung der Luftschadstoffsituation
  • Tempo 30 innerhalb des Ringparks

Wie sollen die Beschäftigten in der Verwaltung der Stadt Würzburg mehr für die Themen Klima- und Umweltschutz sensibilisiert werden?

Wir fangen nicht bei Null an, das ist positiv. Als nächstes ist dran:

  • Der eingestellte Koordinator muss jetzt seine Arbeit aufnehmen.
  • Die Motivationsarbeit ist Chefsache des OB.
  • Vorgaben soll der Stadtrat durch Beschluss herbeiführen.

Klimaanpassung

Gibt es von Ihrer Seite Bestrebungen zum Erhalt und Ausweitung der Frischluftschneisen? Wenn ja, welche?

Mein Einsatz in Bürgerinitiativen galt wesentlich den Frischluftschneisen.

  • Als Sprecherin der BI Alandsgrund kämpfte ich um den Erhalt des Grünzugs und damit für die Frischluftzufuhr in die Stadt.
  • Als Sprecherin der BI Würzburg-Tunnel ging es mir (neben der Stadtentwicklung) wesentlich um die Luftqualität der Luftströme in den Talkessel.
  • So auch in meiner Sprechertätigkeit für das Aktionsbündnis Grüner Platz am Theater und jetzt im Verkehrswende-Bündnis. Neben der Zurückdrängung des MIV und von Flächenversiegelung ist die Schaffung von Wasser- und Grünflächen zentral.

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Versorgung mit Trinkwasser für Bevölkerung, Gewerbe und Landwirdschaft auch in Zukunft gewährleisten zu können?

Die wichtigste Maßnahme ist, kostbares Niederschlagswasser nicht auf Straßen und in Kanälen abfließen zu lassen, sondern den Boden durchlässig zu machen und Wasser zu speichern. Für die Stadt Würzburg verfolge ich mit der ÖDP das Konzept der Schwammstadt: Den Aufbau einer blau-grünen Infrastruktur an Straßen, in Wohnquartieren, auf öffentlichen und Industrieflächen, damit:

  • das Niederschlagswasser in der Stadt bleibt,
  • die Pflanzen im Sommer mehr Wasser haben,
  • mehr Verdunstungskälte entsteht,
  • die Bäume besser wachsen
  • mehr Beschattung möglich wird
  • das Klima verbessert wird durch Kühlung und gesunde Luft. Der Grundwasserspiegel darf nicht noch durch extensive Wasserentnahmen sinken. Für die Landwirtschaft bedeutet das intelligente Wasserspeicherung und Bewässerungssysteme.

Welche weiteren Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sehen Sie vor?

Die ÖDP sieht so viele Maßnahmen vor und hat bereits dafür gekämpft (ich persönlich in Bürgerinitiativen), dass ich auf unser Programm verweise: ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Wichtig ist mir: Wir dürfen die Anstrengungen nicht konterkarieren, indem wir das Klima weiter anheizen. Bspw. haben alle Stadtratsfraktionen, auch die Grünen, für Klimaanlangen in Straßenbahnen votiert, obwohl diese nach außen Wärme erzeugen und damit das Klima anheizen. Nur die ÖDP hat sich für die energie- und klimaneutrale Kühlung mit Wärmepumpen ausgesprochen.

Energie

Welche Maßnahmen sollen getroffen werden, damit die Dächer Würzburgs zur Energiegewinnung aus Photovoltaik genutzt werden?

Das bestehende Förderprogramm ausgeweitet werden. Wo auf Flachdächern keine Solaranlagen installiert werden, sollen Dachbegrünungen vorgeschrieben werden.

Welche Bestrebungen gibt es, die Stadtwerke auf 100% erneuerbare Energien umzustellen?

  • Siehe oben Green City Plan
  • Maßnahmen werden durch EU-Regelungen und -Förderungen bereits eingeleitet
  • Weitere Förderung des ÖPNV, Umrüstung der Busflotte

Welche Maßnahmen planen Sie, um neue Bürgerenergieprojekte in der Region zu ermöglichen?

Dezentrale Energieversorgung durch Erzeugerschaft in Bürgerhand hat für die ÖDP große Bedeutung, genauere Maßnahmen nach Prüfung der Sachlage.

Verkehr

Welche Maßnahmen sind von Ihrer Seite aus geplant, um den motorisierten Individualverkehr zu verringern?

Auch hier verweise ich auf unser Maßnahmenbündel im Programm: ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Zusammengefasst wollen wir den öffentlichen Raum „zurückzuerobern“ für den Menschen. Vieles hat die ÖDP bereits initiiert und beantragt. Der Würzburgtunnel – ich habe dafür gekämpft; der jetzige Ausbau ist ein GAU für die Klima- und Stadtentwicklung – und ÖDP-Anträge zu Park & Ride scheiterten bislang an den anderen Stadtratsfraktionen, auch an den Grünen.

Wie kann der öffentliche Nahverkehr in Würzburg und in Verbindung mit dem Umland attraktiver gestaltet werden?

Wieder verweise ich auf die vielen Vorhaben und die geleistete Arbeit der ÖDP, aufgeführt unter ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Wichtigstes Instrument der Attraktivitätssteigerung ist die Schiene

  • Reaktivierung der Bahnhaltepunkte und Ausbau der Straßenbahn.
  • Die ÖDP will die Linie 6 ins Hubland und die Linie 7 nach Lengfeld/Versbach.
Außerdem der möglichst niedrige Preis (365-Euro-Ticket), die Vernetzung mit dem Umland und die enge Vertaktung von frühmorgens (Pendler) bis spätabends (Nachtschwärmer).

Wie stehen Sie zu einer Ausweitung der Fußgängerzone in der Innenstadt, verkehrsberuhigter Bereiche, sowie stadtweit Tempo 30?

Wir wollen Zone 30 innerhalb des Ringparks, die Fußgängerzone und verkehrsberuhigte Zone innerhalb des Bischofshuts. In den Stadtteilen gibt es schon an vielen Stellen Tempo 30, das muss im Einzelfall angeschaut werden.

Wie kann eine klimafreundliche und platzsparende Versorgung des Einzelhandels in Würzburg erfolgen?

Drei Schlaglichter für künftige Anstrengungen:

  • Wir sind gegen Gewerbebetriebe in einstöckiger Bauweise und haben eine Mischnutzung – wo möglich – vorgeschlagen.
  • Die Idee der City-Hubs-Verteilerzentren muss umgesetzt werden.
  • Das Förderprogramm Lastenräder wird auf ÖDP-Antrag hin ausgeweitet.

Konsum

Mit welchen Maßnahmen sollen Einwegverpackungen unattraktiver und gleichzeitig Mehrwegverpackungen mehr gefördert werden?

Konkret hat die ÖDP im Stadtrat den Antrag gestellt, dass die Satzung mit dem Verbot von Einwegprodukten bei Großveranstaltungen endlich umgesetzt wird. Die ÖDP setzt auf den Mentalitätswandel, den die Stadt über die Stadtreiniger mitbefördern kann, und die Angebotsseite, die Initiative von Unternehmern. Auf unserer Stadtratsliste ist eine Unternehmerin, die einen Unverpackt-Laden in Würzburg führt. Er findet großen Zuspruch.

Wie soll unter Ihrer Führung der Papierverbrauch in der öffentlichen Verwaltung nachhaltiger gestaltet werden?

Ich persönlich verbrauche äußerst wenig Papier und beschreibe meist Schmierpapier. Was in der Stadtverwaltung möglich ist (unter Berücksichtigung des Datenschutzes), werde ich im Amt sehen.

  • Die Elektronische Personalakte ist bereits in ersten Schritten eingeführt; soweit landesrechtliche Bestimmungen nicht dagegen stehen, ist das auf andere Bereiche auszudehnen.
  • Die ÖDP hat das Smart-City-Konzept mit Digitalisierung vieler Arbeitsbereiche unterstützt, allerdings mit Augenmaß, denn auch hier werden Ressourcen verbraucht und die Gesundheitsfolgen sind unerforscht.

Wie fördert die Stadt nachhaltig und regional handelnde Lebensmittelläden, die sich in Würzburg ansiedeln wollen?

Auch hier setzt die ÖDP darauf – gerne flankiert durch eine Imagekampagne und das gute Vorbild –, dass sich die Angebotsseite durch die Nachfrage verändert und Vermieter mitziehen.

Natur + Umwelt

Welche Maßnahmen zum Umwelt- und Naturschutz sehen Sie für Würzburg und Umgebung vor?

Wir haben so viele Maßnahmen und Kooperationen vorgesehen und in der jetzigen Stadtratsperiode schon beantragt, dass ich hier auf unser im Internet abrufbares Programm verweise: ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Sie können sich darauf verlassen, dass ich als Frontfrau mehrerer Bürgerinitiativen (Alandsgrund, Würzburg-Tunnel, Faulhaberplatz) und jetzt als Mitglied des Verkehrswende-Bündnisses hier vieles auf den Weg bringen werde.

Wo sehen Sie Potential, aktuelle Flächenversiegelung rückgängig zu machen?

In der Dürrbachau sehe ich solche Flächen, ebenso in der Faulenbergkaserne. Den Flächenfraß einzudämmen, fordert die ÖDP seit langem. Leider sind in den letzten Jahren in Würzburg weitere unnötige Steinwüsten entstanden, die aufzubrechen wir untersuchen müssen. Wichtig ist die Vermeidung von Versiegelung, etwa durch Mehrgeschossbau oder Aufstockung auf Flachbauten.

Welche Maßnahmen planen Sie zur Förderung von Begrünung von Freiflächen und Dächern für ein besseres Stadtklima und Artenvielfalt?

Die ÖDP ist Initiatorin des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zur Artenvielfalt. In Würzburg wollen wir:

  • mehr Blumenwiesen auf städtischem Grün sowie
  • Mittel für Fördermaßnahmen von Blühwiesen auf privaten Flächen
  • Angebote für Anwohner, um Blumen um Stadtbäumen herum zu pflanzen
  • Freiflächen für Gemeinschaftsgärten
  • auf Flachdächern Dachbegrünung, wenn keine Solaranlagen installiert sind.

Soziales

Gibt es von Ihrer Seite weitere Bestrebung, dass Würzburgs bezahlbarer Wohnraum für alle über die Sozialwohnungsquote von 30% hinaus ansteigt und wenn ja, welche?

Die ÖDP fördert neue Wohnformen im Zusammenschluss von Bürgern zu Wohn- und Baugemeinschaften und Genossenschaften mit Anteil von Sozialwohnungen. Mehrgeschossbau sorgt für günstigere Preise und ist auch aus Nachhaltigkeitsgründen bevorzugt zu fördern.

Durch welche Maßnahmen soll verletzbaren Menschengruppen (z.B. Migrant*innen, Sozialbedürftige, Menschen mit Behinderung, Queermenschen,...) mehr gesellschaftliche Teilhabe in Würzburg ermöglicht werden?

Gesellschaftliche Teilhabe soll allen Bürgern möglich sein, da unterscheide ich nicht nach Menschengruppen. Die ÖDP hat im Stadtrat soziale Anliegen mit vielen Anträgen unterstützt. Sie hat immer ein offenes Ohr für die Initiativen von Bürgern und fördert die Vielfalt.

Welchen Beitrag soll künftig die Stadt Würzburg zur Rettung und Erstversorgung geflüchteter Menschen zu Land und auf dem Meer leisten?

Aus den Erfahrungen 2014/15 hat die Stadt Würzburg ein gutes Netzwerk aufgebaut, das uns eine Aufnahme von Migranten ermöglicht. Würzburg leistet außerdem Hilfe vor Ort durch nachhaltige Projekte in der Partnerstadt Mwanza. Dies begrüßt und unterstützt die ÖDP.

Persönliches

Wie ernähren Sie sich?

Viel Gemüse – das liebt die ganze Familie –, aber weder vegan noch vegetarisch, Fleisch in Maßen. Möglichst regional, teils Bio. Ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz ist, dass wir immer Leitungswasser trinken.

Wie kommen Sie gewöhnlich zur Arbeit?

Mit dem Fahrrad, winters wie sommers. Bei starker Kälte und Glätte oder starkem Regen mit dem ÖPNV oder zu Fuß.

Wie oft sind Sie in den letzten 3 Jahren geflogen?

Gar nicht.

Wo und wie verbringen Sie für gewöhnlich Ihren Urlaub?

Wir fahren einmal im Jahr als ganze Familie auf eine Nordseeinsel, mit Bahn und Fähre. Ansonsten liebe ich Städtereisen, die ich mit der Bahn unternehme. Oft führe ich im Zug mein Klapprad mit, so erschließe ich mir den Zielort viel intensiver.