Klimaanpassung

Gibt es von Ihrer Seite Bestrebungen zum Erhalt und Ausweitung der Frischluftschneisen? Wenn ja, welche?

Auf jeden Fall. Gerade das Bauprojekt der Multifunktionsarena und manches Baugebiet (Vierwindenweg) verstoßen durch die Position oder die Blockbebauung gegen die Frischluftschneisen. Jedes Bauvorhaben muss die Möglichkeit des Luftaustausches deutlich stärker mit berücksichtigen. Die Klimafunktionskarten sollen nicht nur geduldig auf dem Papier existieren, sondern auch Anwendung finden.
Mein Einsatz in Bürgerinitiativen galt wesentlich den Frischluftschneisen.
  • Als Sprecherin der BI Alandsgrund kämpfte ich um den Erhalt des Grünzugs und damit für die Frischluftzufuhr in die Stadt.
  • Als Sprecherin der BI Würzburg-Tunnel ging es mir (neben der Stadtentwicklung) wesentlich um die Luftqualität der Luftströme in den Talkessel.
  • So auch in meiner Sprechertätigkeit für das Aktionsbündnis Grüner Platz am Theater und jetzt im Verkehrswende-Bündnis. Neben der Zurückdrängung des MIV und von Flächenversiegelung ist die Schaffung von Wasser- und Grünflächen zentral.
Ja, dies betrifft sowohl die großräumigen Durchlüftungsachsen, wie auch die nächtlichen Hangabwinde, die gerade in heißen, sonst windstillen Sommernächten für Abkühlung sorgen. Wichtig ist es hier, die relevanten „Fließwege“ zu kennen. Dafür haben wir vor einigen Jahren den Klimaplanatlas erstellen lassen, der diese aufzeigt. Die Aussagen werden aktuell gemeinsam mit einem externen Gutachter konkretisiert. Mit diesen Informationen können wir Stadtplanungen und auch die Ausarbeitung des Flächennutzungsplans, der die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte steuert, auch auf die Optimierung der Durchlüftung ausrichten.
Ich setze mich für die Freihaltung aller wichtigen Frischluftschneisen für die Stadt ein.

Welche Maßnahmen planen Sie, um die Versorgung mit Trinkwasser für Bevölkerung, Gewerbe und Landwirdschaft auch in Zukunft gewährleisten zu können?

Wir haben in Würzburg in vielen Stadtteilen eine herausragende Qualität, jedoch spielen die geringen Niederschläge zunehmend eine Rolle. Wir müssen uns als Stadt Würzburg Gedanken über mehr geschützte Regenwasserreservoir bereitstellen und besonders in den Gebieten um den Dallenberg müssen wir die Ursache der wiederholten Verunreinigungen mit deutlich mehr Nachdruck untersucht und behoben werden.
Die wichtigste Maßnahme ist, kostbares Niederschlagswasser nicht auf Straßen und in Kanälen abfließen zu lassen, sondern den Boden durchlässig zu machen und Wasser zu speichern. Für die Stadt Würzburg verfolge ich mit der ÖDP das Konzept der Schwammstadt: Den Aufbau einer blau-grünen Infrastruktur an Straßen, in Wohnquartieren, auf öffentlichen und Industrieflächen, damit:
  • das Niederschlagswasser in der Stadt bleibt,
  • die Pflanzen im Sommer mehr Wasser haben,
  • mehr Verdunstungskälte entsteht,
  • die Bäume besser wachsen
  • mehr Beschattung möglich wird
  • das Klima verbessert wird durch Kühlung und gesunde Luft. Der Grundwasserspiegel darf nicht noch durch extensive Wasserentnahmen sinken. Für die Landwirtschaft bedeutet das intelligente Wasserspeicherung und Bewässerungssysteme.
Zunächst ist festzuhalten, dass die Trinkwasserversorgung von Würzburg in den letzten Jahrzehnten sehr zukunftsfähig aufgestellt wurde. Mit unserem Wasserwerk in der Mergentheimer Straße haben wir zum Beispiel die Möglichkeit ergänzend auch Uferfiltrat des Mains zur Trinkwassergewinnung zu nutzen, so dass wir eine umfassende Versorgungssicherheit gewährleisten können. Wir müssen aber auch konstatieren: Wir leben in einer sehr trockenen Region und die Möglichkeiten, den Nachschub an Wasser zu erhöhen, sind begrenzt. Deshalb müssen wir auch den Umgang mit Wasser abseits des Trinkens überdenken. Einige Ansatzpunkte dafür sind:
  • Fallendes Regenwasser müssen wir, wo möglich, auch in der Fläche zurückhalten - zum Beispiel in unseren Grünanlagen oder lokal an Gebäuden – und nutzen, man spricht hier von der Schwammstadt.
  • Wir müssen insgesamt nach Wegen suchen, Wasser effizienter zu nutzen.
Neben öffentlichen Trinkwasserstellen in der Innenstadt fordere ich auch den Erhalt aller derzeit nicht genutzten Brunnen und Quellen. Eine Liberalisierung des Wassermarkts lehne ich ab, da ich die Wasserversorgung als Grundrecht sehe. Ich setze mich ein für eine bessere Transparenz bei Messwerten zur Trinkwasserqualität und für die zeitnahe und transparente Information über mögliche Verunreinigungen.

Welche weiteren Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel sehen Sie vor?

Wir müssen die abgestorbenen Bäume mit geeigneten Arten ersetzen und für deutlich mehr Beschattung in der Innenstadt sorgen, damit die Stadt im Hochsommer nicht zu einer „Gluthölle“ wird. Perspektivisch werden auch in mehr Gebäuden bessere Belüftungssysteme und auch Klimaanlagen verbaut werden müssen. Diese sollten aber möglichst klimaneutral sein und mit dem Strom betrieben werden, der gerade an heißen Sonnentagen durch Photovoltaik von Würzburger Dächern gesammelt werden kann.
Die ÖDP sieht so viele Maßnahmen vor und hat bereits dafür gekämpft (ich persönlich in Bürgerinitiativen), dass ich auf unser Programm verweise: ÖDP Kommunalwahlprogramm 2020 Wichtig ist mir: Wir dürfen die Anstrengungen nicht konterkarieren, indem wir das Klima weiter anheizen. Bspw. haben alle Stadtratsfraktionen, auch die Grünen, für Klimaanlangen in Straßenbahnen votiert, obwohl diese nach außen Wärme erzeugen und damit das Klima anheizen. Nur die ÖDP hat sich für die energie- und klimaneutrale Kühlung mit Wärmepumpen ausgesprochen.
Die Klimaanpassung ist im Jahr 2012 verabschiedeten Klimaschutzkonzept bereits ein wichtiges Thema. Bis Ende 2020 werden die Handlungsfelder weiter konkretisiert, wichtige Themen dabei sind:
  • Klimawandel und Gesundheit: Wir wollen in den nächsten Monaten gemeinsam mit dem Landkreis Würzburg im Rahmen der Gesundheitsregion Plus einen Hitzeaktionsplan ausarbeiten, der hitzebedingte Folgen gerade für empfindliche Bevölkerungsgruppen (z.B. ältere oder chronisch erkrankte Personen) mindern soll. Hier wird es u.a. um Information und Frühwarnsysteme gehen, aber auch darum, wie wir z.B. Pflegedienste oder Nachbarschaftshilfen unterstützen können.
  • Auch der Ausbau von öffentlichen Trinkwasserstellen – sei es durch das Projekt ReFill, an dem sich auch städtische Stellen beteiligen, oder durch öffentliche Brunnen – ist für mich ein wichtiges Ziel.
  • Die Optimierung der Durchlüftung und die stärkere Begrünung der Stadt sind wichtige Maßnahmen auch zur Klimaanpassung. Dabei müssen wir vermehrt auf Pflanzen setzen, die mit Trockenheit und Hitze gut zurechtkommen – hierzu beteiligt sich die Stadt Würzburg z.B. am Projekt „Stadtbaum 2021“ in dem unterschiedliche Baumarten systematisch auf ihre Eignung und Widerstandsfähigkeit untersucht werden
  • Wir müssen uns allerdings auch auf häufigere extreme Wetterereignisse – wie z.B. Starkregen oder Hochwasser – einstellen. Wir haben in der Vergangenheit dazu bereits verschiedene Schutzmaßnahmen umgesetzt und die Information der Bevölkerung ausgeweitet und diese Gefahren auch in der Bauleitplanung berücksichtigt. Dies gilt es weiter fortzusetzen. Auch die angelaufene ökologische Aufwertung unserer Gewässer kann zur Vorsorge beitragen.
Ich setze mich ein für eine verstärkte Begrünung der Innenstadt, den umgehenden Ersatz abgestorbener Bäume, ein Entsiegelungsprogramm für städtische Flächen, Fassadenbegrünung an geeigneten städtischen Gebäuden und innerstädtische Wiesenflächen, die erst nach dem 15. Juni erstmals gemäht werden.