Konsum
Mit welchen Maßnahmen sollen Einwegverpackungen unattraktiver und gleichzeitig Mehrwegverpackungen mehr gefördert werden?
Wir müssen die städtische Einwegverpackungsverordnung auch kontrollieren und
bei Verstoß muss es Bußgelder geben, sonst bleibt die Verordnung ein zahnloser
Tiger. Die Ideen von „Würzburg macht Spaß“ mit dem wiederverwendbaren Becher
zeigt, dass auch der Einzelhandel ein Interesse daran hat. Nutzen wir also den
guten Willen und setzen Beschlossenes um. Soweit es die EU-Gesetze zulassen,
kann die Stadt auch ein Verbot von Plastiktüten verhängen.
Konkret hat die ÖDP im Stadtrat den Antrag gestellt, dass die Satzung mit dem
Verbot von Einwegprodukten bei Großveranstaltungen endlich umgesetzt wird. Die
ÖDP setzt auf den Mentalitätswandel, den die Stadt über die Stadtreiniger
mitbefördern kann, und die Angebotsseite, die Initiative von Unternehmern. Auf
unserer Stadtratsliste ist eine Unternehmerin, die einen Unverpackt-Laden in
Würzburg führt. Er findet großen Zuspruch.
Hier ist aus meiner Sicht das Angebot von Alternativen entscheidend. So
verzichten wir zum Beispiel innerhalb des Rathauses auf Einweggeschirr und
bieten ausschließlich Mehrweggeschirr an. Darüber hinaus beteiligt sich die
Stadt Würzburg am Recup-Mehrwegsystem. Die Abfallwirtschaftssatzung der Stadt
sieht als vorrangiges Ziel die Abfallvermeidung vor. Auf diesem Wege probieren
wir auch, über entsprechende Auflagen bei Veranstaltungen auf Abfallvermeidung
hinzuwirken.
Die Stadt soll bei ihren Beschaffungsmaßnahmen mit gutem Beispiel
vorangehen. Bei Veranstaltungen auf städtischen Flächen soll es
entsprechende Auflagen geben. Sofern den Kommunen in Zukunft die
Möglichkeit gegeben wird, kommunale Steuern oder Abgaben auf
Einwegverpackungen zu erheben, werde ich diese Möglichkeiten nutzen.
Wie soll unter Ihrer Führung der Papierverbrauch in der öffentlichen Verwaltung nachhaltiger gestaltet werden?
Schon alleine die komplette Umstellung der Stadtratspapiere auf digital (mit
der Möglichkeit der Sonderbeantragung von Papierversionen) wird den
Papierverbrauch massiv reduzieren. Ebenso kann die Stadt Würzburg auf die
postalischen Einladungen verzichten, wenn die E-Mail-Adresse der Empfänger
bekannt ist. Hierzu sind teilweise Satzungsänderungen nötig, welche aber gerade
nach der Kommunalwahl 2020 beschlossen werden können.
Ich persönlich verbrauche äußerst wenig Papier und beschreibe
meist Schmierpapier. Was in der Stadtverwaltung möglich ist (unter
Berücksichtigung des Datenschutzes), werde ich im Amt sehen.
- Die Elektronische Personalakte ist bereits in ersten Schritten eingeführt; soweit landesrechtliche Bestimmungen nicht dagegen stehen, ist das auf andere Bereiche auszudehnen.
- Die ÖDP hat das Smart-City-Konzept mit Digitalisierung vieler Arbeitsbereiche unterstützt, allerdings mit Augenmaß, denn auch hier werden Ressourcen verbraucht und die Gesundheitsfolgen sind unerforscht.
Das ist ein Thema, das mich sehr bewegt. Hier sehe ich die Einführung eines
elektronischen Dokumentenmanagementsystems an erster Stelle. Konkret sind wir
dabei, die elektronische Akte einzuführen und weniger Papierakten zu
produzieren. Die Digitalisierung bringt große Vorteile bei der Umstellung von
Arbeitsabläufen in elektronischer Form. So sind auch die Umstellung des
Bürgerbüros und das Angebot, bestimmte Bürgerdienste über das Internet
abzuwickeln, ein richtiger Schritt zur papierlosen Verwaltung. Mit dem Konzept
„Smart City“ sehe ich Würzburg sehr gut aufgestellt.
Auf das gesetzte Ziel einer klimaneutralen Verwaltung bis 2030 habe ich bereits
hingewiesen. Dazu gehört selbstverständlich die Reduzierung des
Papierverbrauchs. Eine erste Maßnahme ist der Einsatz von Recyclingpapier. Die
Stadt konnte ihre Recyclingpapierquote innerhalb eines Jahres von 15,9 auf 93,7
Prozent anheben.
Ich will die Möglichkeiten der digitalen Verwaltung nutzen, um den
Papierverbrauch so weit wie möglich zu reduzieren, sofern nicht
datenschutzrechtliche oder archivalische Gründe dagegensprechen. Wo aus
diesen Gründen für behördliche Vorgänge Papier genutzt werden muss, setze
ich mich selbstverständlich dafür ein, dass Recyclingpapier verwendet
wird.
Wie fördert die Stadt nachhaltig und regional handelnde Lebensmittelläden, die sich in Würzburg ansiedeln wollen?
Die Stadtverwaltung hat eine herausragende Mensa, die noch verstärkter ihre
Lebensmittel von regionalen Anbietern einkaufen könnte. Ebenso herrscht in
manchen Stadtteilen ein Nahversorgungsengpass. Hier kann die Stadt vermittelnd
eingreifen und damit gezielt regionale und nachhaltige Lebensmittelgeschäfte in
diese „Unterversorgungszonen“ locken. Durch weitere Stadtfeste für
Nachhaltigkeit können sich neue Geschäfte leichter ihren potenziellen Kunden
vorstellen.
Auch hier setzt die ÖDP darauf – gerne flankiert durch eine Imagekampagne und
das gute Vorbild –, dass sich die Angebotsseite durch die Nachfrage verändert
und Vermieter mitziehen.
Wir haben extra eine Dienststelle, die sich um die Ansiedlung von Betrieben
kümmert (Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft, Standort). Gemeinsam werden
geeignete Grundstücke gesucht. Diese Themen habe ich übrigens zur „Chefsache“
gemacht und mir die Aufgaben direkt zugeordnet. Im Übrigen unterstützen wir im
Rathaus regionale Betriebe beim Ankauf der Lebensmittel.
Natürlich wird Nachhaltigkeit immer wichtiger, auch im Konsum. Die Stadt
Würzburg ist offizielle „Fair-Trade Stadt“ und bietet ein breites Spektrum an
„Fairen Produkten“ im ganzen Stadtgebiet. Die Bezeichnung als
„Fair-Trade-Stadt“ motiviert mich, in den Anstregungen nicht nachzulassen,
sondern der Auszeichnung auch in Zukunft gerecht zu werden.
Schließlich möchte ich den Einkaufsführer des Arbeitskreises der Lokalen Agenda
21 erwähnen (Einkaufsführer regional.fair.bio für die Region Würzburg). Dieser
Einkaufsführer beantwortet zahlreiche Fragen wie „Wo kann ich Lebensmittel aus
kontrolliert biologischem Anbau kaufen?“, „Wo gibt es Gemüse von den Feldern in
der Nähe?“ oder „Welche Bäcker backen eigentlich noch mit Mehl aus der
Region?“.
Die Ansiedlung von nachhaltigen und regional handelnden Lebensmittelläden
in unserer Stadt begrüße ich und werde die dafür zur Verfügung stehenden
städtischen Fördermittel gerne einsetzen.